Bei EM-Spiel: Mann auf Stadiondach wollte "gute Fotos" machen
Nach dem Zwischenfall beim EM-Achtelfinalspiel von Deutschland ermittelt die Polizei gegen einen Mann aus Osnabrück. Der 21-Jährige war während des Spiels auf das Dach des Stadions in Dortmund geklettert.
Der zunächst festgenommene Mann wurde am Sonntag aus dem Gewahrsam entlassen. Eine politische Motivation schließt die Polizei nach eigenen Angaben derzeit aus. Stattdessen gehen die Ermittler davon aus, dass er am Samstagabend auf das Stadiondach kletterte, um dort "gute Fotos" zu machen. Dies habe der Osnabrücker bei der Vernehmung in der Nacht angegeben. In einem mitgeführten Rucksack hatte der 21-Jährige demnach eine Kamera-Ausrüstung dabei.
Mann aus Osnabrück ist polizeibekannt
Der Mann ist bei der Polizei bekannt: Wegen ähnlicher Kletteraktionen in Herne (Nordrhein-Westfalen) und Ulm (Baden-Württemberg) in den vergangenen Jahren laufen demnach Strafverfahren gegen ihn. In Dortmund ermittelt die Polizei nun zunächst wegen Hausfriedensbruchs gegen den Mann. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen, hieß es. Die Polizei wolle die Situation zusammen mit der Europäischen Fußball-Union (UEFA) nachbereiten, erklärte ein Polizeisprecher. Dabei soll auch untersucht werden, wie der Mann das Stadion ungehindert betreten und auf das Dach gelangen konnte. Der Sprecher betonte, dass die UEFA für die Sicherheit im und am Stadion eigenes Personal einsetze. Der Verband hat sich zunächst nicht geäußert. "Wir haben keinen weiteren Kommentar", teilte die UEFA am Sonntag mit Verweis auf die Mitteilung der Polizei mit.
Kletterer war mehr als 90 Minuten auf dem Dach
![Im EM-Spiel Deutschland - Dänemark informiert der Schiedsrichter Michael Oliver die beiden Kapitäne Ilkay Gündogan (re, Deutschland) und Torwart Kasper Schmeichel (li, Daenemark) über den Mann auf dem Stadiondach. Im EM-Spiel Deutschland - Dänemark informiert der Schiedsrichter Michael Oliver die beiden Kapitäne Ilkay Gündogan (re, Deutschland) und Torwart Kasper Schmeichel (li, Daenemark) über den Mann auf dem Stadiondach. © picture alliance / Pressebildagentur ULMER | Markus Ulmer Foto: picture alliance / Pressebildagentur ULMER | Markus Ulmer](/nachrichten/niedersachsen/stadiondach108_v-contentgross.jpg)
Der Osnabrücker war am Samstagabend während des EM-Achtelfinalspiels von Deutschland gegen Dänemark auf das Dach des Westfalenstadions in Dortmund gelangt. Die Situation sei der Polizei gegen 22.11 Uhr bekannt geworden, teilten die Beamten mit. Die Polizei habe den Mann in der Folge "lückenlos" beobachtet und die Lage jederzeit einschätzen können. Dazu seien auch Drohnen und ein Hubschrauber eingesetzt worden. Der Mann sei nach Ende des Spiels gegen 23.44 Uhr schließlich den Anweisungen der Beamten gefolgt und auf einen Steg unter dem Dach zurückgekehrt. Dort sei er von Kräften einer Spezialeinheit festgenommen, gefesselt und durchsucht worden. Er habe keine gefährlichen Gegenstände bei sich gehabt. "Zu keinem Zeitpunkt" habe eine Gefahr für andere Menschen bestanden, betonte die Polizei.
Videoaufnahmen zeigen vermummten Kletterer
Die englische Zeitung "Daily Mail" hat Videoaufnahmen veröffentlicht, die den Kletterer in Aktion zeigen. Dabei ist zu sehen, dass der Mann vermummt war und einen größeren Rucksack trug. Aus den Aufnahmen wird auch ersichtlich, dass er offenbar von den begehbaren Plattformen unter dem Stadiondach auf die Streben der Dachkonstruktion geklettert war. Laut dem Bericht der englischen Zeitung zogen Polizisten bei der Verfolgung des Mannes ihre Waffe.
DFB: Schiedsrichter informierte Spieler
Nach Angaben des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hatte der Schiedsrichter die deutschen und dänischen Spieler vor Beginn der zweiten Hälfte über den Mann auf dem Stadiondach informiert. Der Unparteiische war demnach auch mit einem Delegierten der UEFA an der Seitenlinie in Kontakt.
Mehrere Zwischenfälle: Flitzer und falsches Maskottchen
Während der laufenden EM war es bereits zu mehreren Zwischenfällen gekommen. So waren wiederholt Zuschauer während der Gruppenspiele auf den Rasen gelangt, um mit Spielern ein Foto zu machen. Zur Eröffnungsfeier hatte zudem ein YouTuber aus Peine Sicherheitsmängel offenbart. Der 27-Jährige hatte sich als falsches Maskottchen Zugang zur Münchener Arena verschafft. Er wurde wegen Hausfriedensbruchs, Erschleichens von Leistungen und Urkundenfälschung angezeigt.
![NDR Logo NDR Logo](/resources/images/logos/ndr_printlogo.gif)